Man glaubt wieder
Viel wird wieder über religiöse Themen oder kirchliches Leben in Deutschland debattiert: Über Religions- oder Ethikunterricht, religiöse Symbole wie Kopftücher oder Kreuze in bayrischen Klassenzimmern, die Beschneidung, Missbrauchsopfer der Kircheninstitutionen, merkwürdige Enklaven wie das Kirchenrecht, gesetzliche und nicht gesetzliche religiöse Feiertage und so weiter.
Und die Diskussion über christliche Werte steht natürlich aus immer aktuelleren Anlässen hoch im Kurs.
Vor allem die Jugend sucht neue Wege im Religiösen und Spirituellem. Vielleicht eher auf der Suche nach dem Sinn des Lebens als nach der Person „Gott“.
Die alten Werte sind dabei wenig hilfreich. Sorgfältig wird beobachtet, wie sich die Kirche modernisiert und wandelt. Ein Balanceakt.
Gutes Beispiel ist das Wort zum Sonntag. Das ist die älteste Fernsehreihe und nach der Tagesschau die zweitälteste Sendung des Deutschen Fernsehens. Die anfangs zehnminütige und inzwischen vierminütige Sendung wird jeden Samstagabend meist nach der Sendung Tagesthemen und vor dem Spätfilm ausgestrahlt. Und stellt auch das dramaturgisch anspruchsloseste Programm. Ein Pfarrer predigt vier Minuten ohne Pause, ohne Dekoration, ohne Einspielungen. Fernsehen wie in den Anfangstagen.
Trotzdem wandelt sich etwas. Die Themen werden zeitgemäßer, provokativer, aktueller. Kleine Schritte eben, wie es sich in einer zweitausend Jahre alten Religion gehört.