Wanderbursche

Seit Jahrhunderten ziehen sie durchs Land und sind heute noch ein vertrauter Anblick.

„Aus der Zeit der Dombauhütten, als noch Erfahrung die einzige Plangröße war. Da zog man hinaus ins Land, um Bauweisen kennenzulernen. So halte ich es heute noch: als Wanderbursche in geheimen Zünften allein ohne fremde Hilfe in die weite Welt ziehen.“

Mit einem merkwürdigen Ranzen, genannt „Charlie“, mit seltsamen Stock und in extravagantem Anzug begegnet man ihm heute nur noch selten. Wir hatten Glück, gleich 6 in diesem Biergarten zu treffen. Es hat aber ziemlich lange gedauert, die Wanderburschen von unserem Projekt zu überzeugen und sich fotografieren zu lassen. Schließlich wollten wir uns über eine geheime und „geschlossene Gesellschaft“ ein Bild zu machen.

Nachdem wir das Vertrauen der Wanderburschen doch gewonnen haben, erfuhren wir viele interessante Dinge. Zum Beispiel, das zur Kleidung schwarze Schlaghose, eine Weste mit 8 Knöpfen und eine Jacke mit 6 Knöpfen, weißes Hemd, schwarzen Hut mit breitem Rand und ein Ohrring gehören. Dass in diesem Gewand ein Zunfthandwerker mindestens zwei Jahre und einen Tag unterwegs bleibt und während seiner Wanderschaft sich seinem Haus nicht mehr als 50 km nähern darf. Er nennt sich in dieser Zeit paradox ein „Fremder“. Bevor er sich aber auf dem Weg macht, muss er Handwerksprüfungen bestehen und folgende Bedingungen erfüllen, er muß ledig sein, ohne Kinder, ohne Schulden und jünger als 30 Jahre. Manchmal muss er sogar Mitglied einer Gewerkschaft sein und Führungszeugnis ohne Eintrag vorweisen. Also eine Wissenschaft für sich.

Vielleicht deshalb wurde im Jahre 2015 die Wanderschaft in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

vor 6 Jahren

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