Stadtluft macht frei?
Da sind in früheren Zeiten alle in die Städte geströmt, weil man dort mehr Freiheit als auf dem Land hatte. Seit der Industrialisierung mehr Arbeitsplätze fand. Und dann mit steigender Mobilität zog man aus der Stadt raus aufs Land.
Der Roland, stolzes Symbol für Stadtfreiheit und Gerechtigkeit, verwitterte.
Doch jetzt dreht der Wind sich um. Zwar sind Wohnungen in der Stadt teuer, der Verkehr laut, die Luft schlecht. Aber die Vernetzung, das soziale Leben, die multikulturelle Kreativität, die lückenlose Infrastruktur und Versorgung lockt eben doch.
Da ist er, der Trend zur Reurbanisierung und Renaissance der Innenstädte. Getragen werden diese Prozesse vor allem durch durch bestimmte Lebensformen: durch Wohngemeinschaften, jüngere Alleinlebende und kinderlose Paare, zum Teil auch durch junge Familien. Diese schätzen die Flexibilität des gebauten Raumes und die Zentralität des Wohnstandortes und ändern zugleich die demographische Komposition der inneren Stadt.
Dabei wandelt sich die Sturktur der Stadtbewohner. So erbrachten Befragungen in zwei innerstädtischen Wohngebieten in Leipzig im Jahr 2003, dass das »gemeinsame Wirtschaften«, also das Teilen aller Ausgaben, gerade mal bei 10 Prozent der befragten Wohngemeinschaften Grund des Zusammenlebens war. 30 Prozent der in WGs lebenden Befragten gaben an, dass bei ihnen jedes Mitglied für sich wirtschafte. Gründe sind heute eher die Teilung der hohen Mietkosten und für Alleinstehende die soziale Nähe und die gegenseitige Hilfe. Interessanterweise glaubte man noch vor Jahren, das es sich bei Wohngemeinschaften um Haushalte mit mindestens drei Personen handelte, so zeigt sich heute in der Leipziger Studie, das 40 Prozent der Bewohner von Wohngemeinschaften in zwei Personen WGs wohnen.
Die Städter ist also jünger, sozial engagierter und experimentierfreudiger geworden. Das klingt gut.