Deutschland liebt seine Intellektuellen und seine Künstler. Und wenn einer beides ist….
Murnau ist eine kleine Stadt bei Garmisch-Partenkirchen, bekannt als Wiege des Expressionismus. Hier lebten und arbeiteten nämlich seine Erfinder – zwei berühmte Künstlerpaare: Wassily Kandinsky mit Gabriele Münter und Marianne von Werefkin mit Alexej Jawlensky. Nach Murnau verschlug uns aber ein Künstler der Gegenwart. Johannes Stüttgen – Meisterschüler von Josef Beuys.
Wir nutzten die einmalige Gelegenheit, ihn bei der Arbeit in Murnau mit dem Deutschland Spiegel zu begleiten. Themen gab es mehr als genug. Er inspirierte uns nicht nur als künstlerischer Partner von Beuys, sondern auch als Forschungs- und Entwicklungsunternehmer der freien und „gleichberechtigten“ Willensbildung. Wir begleiteten Johannes Stüttgen im Spiegel seiner Ideen – „Soziale Skulptur“ und seines gesellschaftlichen Engagements mit Omnibus für Direkte Demokratie, das er im Jahre 1971 zusammen mit Josef Beuys gründete.
Die Theorie der Sozialen Skulptur wurde bereits 1967 von Joseph Beuys geprägt und resultiert aus dem Verständnis des „erweiterten Kunstbegriffs“, der die Kunst nicht auf ein abgeschlossenes Werk beschränkt, sondern das kreative Denken und Handeln des Menschen einschließt, der durch kreatives Handeln sich selbst und die Gesellschaft verändert und sie somit formt.
Die Soziale Plastik ist heute aktueller denn je, denn sie fordert uns auf, achtsam und nachhaltig in unserem Denken und Handeln zu verfahren und macht sichtbar, dass jeder Mensch Kreateur seines Lebens und mithin einer lebenswerten Gesellschaft ist.
Während unseres Fotoshootings erfuhren wir viele interessante Einzelheiten aus seinem Leben und fanden außerdem sehr schnell ein gemeinsames Thema – Tschechien. Er wurde in Freiwaldau 1945 geboren, also im tschechischen Olomoucky kraj. „Nach der Vertreibung meiner Familie aus dem Sudetenland, sagte er uns: „besuchte ich mein Geburtsort seitdem nicht mehr. Nicht aus Hass, es ergab sich dazu bis heute einfach keine Gelegenheit“.