Bulle und Bär

„Die Hoch und Tiefs an der Börse haben heute den Stellenwert, den früher der Wetterbericht hatte.“

Die Deutschen sind auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität und geben gerade das meiste Geld aus. Nicht wie früher in „Häusle bauen“. Heute legen sie ihre Ersparnisse in Kapitalvermögen an. Schließlich befeuert die Digitalisierung große Gewinne, ohne groß etwas tun zu müssen. Damit steigt die Lust an Aktien, Investmentfonds und anderen riskanten Anlageformen. Die Börse boomt.

Bei steigenden Kursen denkt man nicht daran, wann sie wieder fallen. Für den Anstieg der Kurse hat in den vergangenen Jahren vor allem das Vermögen der Amerikaner gesorgt, ihre prallgefüllten Pensionsfonds und Glückspielgeschäfte, die zu den größten Anlegern an der Weltbörse gehören. Ein Paradies für Geldtransaktionen und Geldwäsche. Die Netzwerke werden immer besser getarnt, wie die neuesten Enthüllungen der dubiosen Aktiengeschäfte – sogenannte Cum-Ex-Deals – auch zeigen.

Seit Beginn der digitalen Lotto-Revolution konnten auch europäische Investoren bei Aktiengeschäften ein unglaubliches Vermögen online machen. Aus London organisiert, schätzt man, dass dabei dem deutschen Fiskus seit 2001 bis heute fast 32 Milliarden Euro entgingen. Es ist mit Abstand der größte Steuerskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. So schnell man solchen Schaden mit ein paar Sätzen in den Tagesmeldungen überspringen kann, so schnell kann sich jederzeit aber der stärkste Bullenmarkt in einen abgründigen Bärenmarkt wandeln.

Es ist nicht mehr die Frage der Zeit, sondern der Geschwindigkeit.

vor 6 Jahren

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